Rede zur Verabschiedung von HWB

von Rainer Staska

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

  • Eine Verabschiedung eines Bürgermeisters ist auch für mich Neuland. 
  • Was sagt man da, dass es nicht nach Nachruf, nach Abgesang klingt?
  • Welche treffenden Worte, findet man in einer solchen Situation?

Viele wissen vielleicht gar nicht, dass Hans Werner ein examinierter und begnadeter Segler ist, daher gestatten Sie mir, aus diesen Fragestellungen heraus, meine Rede metaphorisch anzulegen

Der Kapitän verlässt das Schiff, die Brücke, übergibt heute an seinen Nachfolger.

Hans Werner kam vor 12 Jahren, fast auf den Tag genau, als Landratte mit Kunstrasenerfahrung von einem Kriegsschiff, auf dem er angeheuert hatte. 

ER setzte sich, – damals überraschend,  gegen Mitbewerber durch, obwohl er in dieser Schiffsgattung „KFS“ – Kommunales Flagschiff“  quasi als Leichtmatrose neues Terrain betrat, letztlich wurde aber genau dieses Schiff zu seinem Traumschiff.

Was fand er vor? Drei getrennte, aber doch miteinander durch Wege verbundene Decks mit der Bezeichnung  Sinn ; Fleisbach, Edingen.

Eine Crew mit 6 Offizieren, Besatzungsmitglieder für alles, was auf einem Schiff so zu erledigen ist, 23 Mitglieder der Rederei (mit einem E) als Aufsicht und Lenkungsfunktion, leider nicht immer mit ihm „ZUGLEICH“ ziehend, mehr als 6000 Passagiere in unterschiedlicher Altersstruktur.

Und als „guten Stapellauf“ gab es für ihn: Ebbe, Ebbe im Finanzhaushalt –  sodass er den „Schiffsschutzschirm“ als Rettungsanker setzte.

Auf den Decks sind Bereiche für Versorgungseinrichtungen, Freizeiteinrichtungen (Schwimmbad, Sport- und Naherholungsanlagen, Skateranlage, neu geplant sogar eine Mountainbikestrecke), Spielplätze, Kinderbetreuung (auf Deck 3 veraltet- ein Neubau notwendig – mit beachtlicher Schnelle realisiert),  Bereiche für Jugend, Senioren, soziale Projekte und reges ehrenamtliches Engagement vorhanden. 

Verbindungswege zu anderen Schiffen gibt es,  darunter einen besonders schützenswerten Kanal (gefährdete Tiere, Naherholung), leider ignorieren Schnellboote dieses Hoheitsgewässer immer wieder…

Ein gewolltes Andocken an das Bundeswegenetz zu Dock 2 scheiterte leider mangels Flexibilität des Staatsekretärs.

Bei der Renaturierung des Dill-Gewässers (die 2013- nahezu gescheitert war) –zeigte er Beharrlichkeit bis zur tatsächlichen Umsetzung

Die allererste Maßnahme: Versorgungseinheit mit Vollversorger auf ehemaligem Industriewrackgebiet namens Edeka.

Umrüstung der Schiffsbeleuchtung auf LED – Energieeinsparung //  Digitalisierung „Schnelles Internet – zunächst Vektoring, aktuell  Breitbandversorgung zusammen mit dem Containerschiff „Lahn-Dill“.

Auf Deck 2 (Fleisbach) gibt es nun durch Chefsache einen vollen Arbeitsbereich mit neuem Gewerbe 

Startete die Initiative zum Wettbewerb: „Unser Schiff hat Zukunft“ – „Wir sind Deck 3 (Edingen)“ 

Seine gewollte Schiffsarztansiedlung –kollidierte mit Sportangebot auf Deck 1 (Sinn) 

Dann beschäftigten ihn anlandende Rettungsboote mit Flüchtlingen aus Kriegsgebieten weltweit, Höhepunkt ab 2015, Kapitän als Quartiermanager gefordert, zusätzlich mussten 2022 Rettungsinseln  für Ukrainer*innen gesucht werden. 

Er sorgte zudem für Unterhaltungsprogramme:  Konzerte, Vorträge, Infoveranstaltungen -Promis (aus Film, Politik, Fernsehen, Kultur) gaben sich in Sinn die Ehre.

Dann hatte er den Einstieg in „Deckentwicklungsprogramm“ auf dem Radar: 

  • Trauung an Bord möglich: Schmuckstück: Kleine Schiffskapelle“ (zusammen mit Doris Gietzelt)
  • Entwicklung der „Kulturellen Mitte von Deck 1 (Sinn) trotz eines massiven Ölschadens)
  • Private Förderung (leider durch einen Virus-Wirbelsturm namens Corona an Bord verpufft)

Hervorzuheben ist seine gute Vernetzung,  fast 30 Institutionen, bei denen er „Nebenjobs hatte“,  – die Zusammenarbeit mit Nachbarschiffen (Insbesondere mit Versorgungstanker Dillenburg)

Nicht verschwiegen werden soll: Schwere, kabbelige  See für ihn  – jemand schien ihn explizit auf dem Kieker zu haben: Schifffahrtsgericht wg. anonymer Anzeigen mit viel Seemannsgarn, nahezu  Meuterei, viele Breitseiten,  Logbuch wurde inquisitorisch von Nietenzählern durchwühlt, letztlich  konnte er aber allen komplett den Wind aus den Segeln nehmen und auf Kurs bleiben.

Aus dem vorausschauender (Kiek-ut) – übernahm HWB Lotsenfunktion: Klimakommune, Initiativen zur Erhaltung der Wälder, Schutz vor Starkregenereignissen, Unterstützung der  Bioenergie, Lahn-Dill-Bergland-Energie, EAM, KEAM… und eine Koje für den Landschaftspflegeverband.

Die Sicherheit des Schiffes wird durch gut ausgestattete und einsatzstarke  Feuerwehr, gestern überraschenden Ausstieg bereiteten, garantiert.

Einiges hatte Hans Werner noch vor dem BUG, das er gerne noch umgesetzt hätte…

ABER: Überraschendes Abmustern- Ende  der Laufbahn – jetzt hieß es: Einarbeiten des Nachfolgers auf der Brücke, 

FOLGLICH: steht jetzt Ankersetzen ins eigene Kapitänsgebäude an – jetzt nur noch zweiter Offizier im Familienboot, privates Schippern mit Renate, oder allein auf der Krombach. Gelegentlich bestimmt noch als Fliegender Holländer, ist anstehend.

Die Hängematte wartet, Zeit für Genuss von Shantys, Zeit für Sport und Fitness. Zeit für Muße, ….sollten da nicht die Kinder und die Enkel Bedürfnisse äußern…

Lieber Hans-Werner:

Bei schönem Wetter kann jeder segeln. Erst bei Sturm zeigt sich der wahre Kapitän.

 „Das Meer lehrt uns, dass keine Welle wie die andere ist und keine Reise ohne Stürme verläuft.“

Also: Um in der Seemannsprache zu bleiben: Mast- und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel für dich und deine Lieben in hoffentlich ruhiger See.

Und für deinen Nachfolger Michael Krenos bleibt mir nur als Rat: (Antoine de Saint-Exupéry):

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommele nicht Männer (und Frauen) zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ 

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